Nach 50-jährigem Bestehen begrüßen Mitglieder die Entscheidung des Kultusamtes

WIEN, 15.06.2015 – Am 15. Juni 2015 wurde der österreichische Zweig der Vereinigungskirche (VK) offiziell vom Kultusamt registriert. Gut 40 Jahre nach dem behördlichen Verbot der Gemeinschaft in Österreich begrüßen ihre Mitglieder den Schritt der Bundesregierung, die Rechtspersönlichkeit einer religiösen Bekenntnisgemeinschaft zu gewähren.
Mit der neu erworbenen Rechtspersönlichkeit erhielt die VK eine „staatliche Anerkennung ohne Privilegien“. Sie ist derzeit die achte eingetragene Bekenntnisgemeinschaft in Österreich. Die Antragsprozedur wurde vom Grazer Verfassungsjurist Prof. Brünner begleitet. Er wertet die Anerkennung der VK als Zeichen eines pluralistischen Rechtsstaates. „Eines der wichtigsten Grundrechte in einer funktionierenden Demokratie, nämlich das Recht auf Religionsfreiheit, wurde hiermit gewährleistet“, erklärt Prof. Brünner.
„Es war ein langer Weg. Doch letztendlich wurde unsere Bewegung durch den Bescheid des Kultusamtes rehabilitiert“, so Peter Zöhrer, Leiter der VK in Österreich. Die von sogenannten Sektenbeauftragten häufig behauptete „Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ durch die Lehre und Praxis der VK, wurde bereits zu Beginn der 1980er Jahre von Soziologen und Religionsforschern als Mythos entlarvt. Derartige Vorurteile wurden mit der Kennzeichnung der religiösen Bewegung als Bekenntnisgemeinschaft nun schließlich auch vonseiten der österreichischen Bundesregierung entkräftet.

Hintergründe zum legalen Status der Vereinigunggskirche in Österreich
Die neue religiöse Bewegung ist seit Mai 1965 in Österreich aktiv. Vor allem junge Menschen der Mittelschicht fühlten sich von der Gemeinschaft angezogen, da sie in ihr eine inspirierende ethische Weltdeutung und einen idealistischen Aktionismus fanden. Im Jänner 1974 wurde der seit 1966 bestehende Vereinsstatus der rasch wachsenden Gemeinschaft aus vorgeblich „formalen Gründen“ per „Weisung von oben“ durch die Sicherheitsdirektion Wien aufgehoben. Berufungen an das Bundesministerium für Inneres gegen die wiederholte Untersagung einer Vereinsbildung erwiesen sich trotz mehrerer Anläufe als zwecklos. Auch eine Vorsprache von Repräsentanten der Bewegung beim Bundespräsidenten Kirchschläger im April 1975 blieb ohne Wirkung. Der damalige Bundesminister für Inneres, Otto Rösch, setzte die behördlichen Repressalien gegen die österreichische VK auf seine persönliche Agenda. Die Tochter eines befreundeten Beamten in Graz war nämlich zu Beginn der 1970er Jahre der religiösen Gemeinschaft beigetreten und so wurde die politische Verfolgung der VK von staatlichen Instanzen als Generaldirektive angeordnet.
In den folgenden Jahren führten die Kriminalpolizei und Finanzbeamte immer wieder Razzien in den Zentren der Religionsgemeinschaft durch. Die landläufig kursierenden Vorurteile und Anschuldigungen gegen die Gemeinschaft konnten allerdings nie bestätigt werden. Offenkundig hoffte man, durch systematische Schikane die Mitglieder zu entmutigen oder mundtot zu machen.
Die Diskriminierung seitens der österreichischen Behörden in den 70er Jahren konnte die Missionstätigkeit der VK in Österreich indes nicht stoppen. Die junge Bewegung formierte sich als Gesellschaft bürgerlichen Rechts und setzte ungeachtet der behördlichen und medialen Diskriminierung ihre Aktivitäten fort. Der österreichischen VK gelang es zu Beginn der 80er Jahre zwanzig Missionare während des Kalten Krieges in die Länder des kommunistischen Ostblocks zu entsenden. Auch wurden mehrere hundert österreichische Mitglieder zur Missionstätigkeit nach Deutschland, England und Amerika geschickt. Aufgrund der strategischen Bedeutung für die weltweite Organisation, wurde die Geschichte der VK in Österreich zum Gegenstand einer langjährigen Studie von heimischen Religionswissenschaftlern.

Eine gesunde Welt durch glückliche Familien
Die religiöse Bewegung ist seit ihrer Gründung im Mai 1954 in Südkorea bereits in 180 Ländern verbreitet. Ihre Mitglieder setzen sich vor allem für den Wert der Familie als Baustein einer idealen Welt ein. Im Jahr 1997 wurde der Verein “Österreichische Familienföderation für Weltfrieden” mit seinem Sitz in Wien gegründet. „Gelebte Familienwerte sind der Schlüssel zu gesellschaftlichem Wohlstand und Weltfrieden“, erklärt Peter Zöhrer. „Die Massenhochzeiten unserer Bewegung setzen ein Zeichen für internationale Versöhnung und kulturelle Vielfalt. In glücklichen Familien fühlt sich der Herrgott daheim. Sie sind der Keim für eine gesunde Welt.“
Zu den weiteren Initiativen des Religionsgründers Dr. Sun Myung Moon gehören u. a. die „Universal Peace Federation“ und die „Frauenföderation für Weltfrieden“. Beide NGOs wurden von der UNO mit dem ECOSOC-Beratungsstatus akkreditiert. Neben der VK als religiöse Kerngemeinschaft bilden diese und weitere humanitäre, kulturelle, akademische und wirtschaftliche Initiativen die weltweite „Vereinigungsbewegung“.
223Das derzeitige Oberhaupt der weltweiten Religionsgemeinschaft ist Frau Dr. Hak Ja Han Moon, die Ehefrau des verstorbenen Religionsgründers. Am 10. Mai 2015 besuchte Frau Moon die österreichische Bundeshauptstadt anlässlich einer Jubiläumsveranstaltung zur Feier des 50-jährigen Bestehens der europäischen VK. Am Tag darauf sprach Dr. Moon im Vienna International Centre zur Rolle der UNO für die globale Friedenssicherung und die Lösung des Konflikts zwischen den beiden Koreas.

Die Mitglieder der Bekenntnisgemeinschaft möchten weiterhin einen pro-aktiven Beitrag zum sozialen Frieden in Österreich leisten. Der Schwerpunkt ihrer Aktivitäten ist die Förderung des spirituellen Fortschritts der Gesellschaft, der interkulturellen Zusammenarbeit und eines ethischen Bewusstsein zum Wohle der zukünftigen Generationen.

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Referenzen:
• Website der österreichischen Familienföderation für Weltfrieden: https://www.famfed.org/

• Religionswissenschaftliche Studie zur Geschichte der VK in Österreich (1965-1966): Lukas Pokorny / Simon Steinbeiß, ‚To Restore This Nation‘. The Unification Movement in Austria. Background and Early Year. In: G. Hödl / L. Pokorny, Religion in Austria (Bd. 1). Wien 2012.

• Religionswissenschaftliche Studie zur Geschichte der VK in Österreich (1966-1969): Lukas Pokorny / Simon Steinbeiß, ‘Pioneers of the Heavenly Kingdom’: The Austrian Unification Movement, 1966–1969. In: G. Hödl / L. Pokorny, Religion in Austria (Bd. 2). Wien 2014.

• Eine soziologische Studie, die den Gehirnwäsche-Mythos entlarvt: Eileen Barker, The Making of a Moonie (1984).

Artikel von Michael Breen: Wie die Öffentlichkeit mit Sun MyungMoon umgeht:

https://www.famfed.org/wie-die-oeffentlichkeit-mit-sun-myung-moon-umgeht/

+ VK-Selbstdarstellung-Version 2015-06-15