Online Konferenz am 27. November 2020

Leiterinnen und Leiter von Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie Expertinnen und Experten aus der Pflege erzählten aus ihrer seelsorgerischen Arbeit und reflektierten über die Bedeutung des Bezugs auf Gott und das Jenseits für die gesellschaftlichen Herausforderungen, denen wir heute gegenüberstehen.

Die erste Sprecherin war Frau Christine Mayr-Lumetzberger,

Mitbegründerin und Vertreterin für Europa der internationalen Priesterinnenbewegung „Association of Roman Catholic Womenpriests“.

Frau Mayr-Lumetzberger betreut seit über 30 Jahren Kranke, Sterbende und ihre Angehörigen. In ihrem Beitrag gab sie Einblick darin, wie sie der Angst der Sterbenden und der Angst der Angehörigen gegenübertritt. „Vielfach ist das beste Gespräch einfach das Zuhören, genaues Hinhören“, ist ihre Erfahrung mit den Sterbenden, und über die schwierige Situation der Angehörigen sagt sie:

“Es bedarf eines großen Maßes an Liebe, dem anderen die Freiheit zu geben, zu gehen, dorthin, wo für sie ein besserer Ort ist. Wenn du ihn/sie liebhast, dann lass ihn/sie gehen, halt sie/ihn nicht fest“.

Herr Binur Mustafi, Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft in OÖ:

Die Islamische Glaubensgemeinschaft sieht im Tod keinen negativen Akt, da der Schöpfer dadurch dem Menschen Endlosigkeit gewährt. In der Tradition der Sufi ist der Todestag der Tag, an dem der Mensch seinen geliebten Schöpfer trifft.

Der Tod gehört zum Leben dazu, und obwohl die Menschen auch Ängste und Bedenken haben, was nach dem Tod passieren wird, überwiegt die Überzeugung, dass Gott der Barmherzige ist.

 

Herr Heinz Krcek, ehemaliger Benediktinermönch und Seelsorger, seit 1982 verheiratet und Mitglied der Familienföderation:

Herr Krcek war die letzten beiden Jahrzehnte im Bereich der 24-Stunden-Betreung tätig und berichtete über einige seiner Erfahrungen, vor allem auch darüber, dass die Angehörigen der Sterbenden Unterstützung brauchen. „Man muss ihnen sagen, dass jeder Mensch in die Hand Gottes eingebettet ist.“

In dem Fall, dass jemand ein langes Siechtum durchlebt, wird der Tod als Erlösung erlebt, auch von den Angehörigen. Auf die Frage, welche Vorstellung er vom Jenseits hat, antwortete Herr Krcek: „In diesem Leben bauen wir ein Haus, das wir im Jenseits bewohnen werden. Das Haus besteht aus der Liebe, die wir in diesem Leben kultiviert haben.“

Frau Gerlinde Merl, Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in OÖ:

Frau Merl gab einen kurzen Überblick über die theologische Sicht des Jenseits ihrer Glaubensgemeinschaft, nach der wir schon vor dem Erdenleben als Geistwesen bei Gott gelebt haben und auf die Erde geschickt werden, um Erfahrungen zu sammeln. Deshalb sind auch Bündnisse, die wir auf Erden eingehen, für die Ewigkeit gültig, so zum Beispiel die Ehe. Auch die Ahnenforschung ist von großer Bedeutung, da wir alle Glieder in einer Kette sind. Die Beziehungen, die wir auf Erden aufbauen, nehmen wir mit in die Ewigkeit. Der Tod ist in jedem Fall ein Verlust und verursacht Schmerz, den wir zulassen müssen. Wir brauchen Zeit zum Trauern, aber die Botschaft der Auferstehung und des ewigen Lebens gibt uns große Hoffnung.

Frau Monika Görig: nebst Tätigkeit in Hospizarbeit und Weiterbildung zur Trauerpädagogin begleitet sie Menschen in schweren Lebensphasen und widmet sich energetischer Heilarbeit:

In ihrem Referat erklärte sie, was wir tun können, wenn der Tod bereits eingetroffen ist. Heutzutage übernimmt das Bestattungsinstitut normalerweise alle Schritte bis hin zum Begräbnis, aber früher gab es die Tradition, dass die Familienangehörigen den Toten bis zum Begräbnis begleiteten.

Frau Görig wies darauf hin, dass wir auch heute die Möglichkeit und das Recht haben, den Verstorbenen auf das Begräbnis vorzubereiten, indem wir ihn/sie zu Hause aufbahren, waschen, einkleiden und uns von ihm/ihr ganz persönlich verabschieden. Diese letzten Liebesdienste ermöglichen uns, „den Tod vor Ort als wahrhaftig anzunehmen, und es hilft, die erste Trauerphase bewusst zu erleben“, um mit den Worten von Frau Görig abzuschließen.

Das Programm wurde vom Leiter der Familienföderation Steiermark, Herrn David Wurzer, moderiert, der trotz des ernsten Themas eine freundliche, hoffnungsvolle und respektvolle Atmosphäre schuf.

Ein herzliches Dankeschön an die Vortragenden! Die Videoaufnahme, sowie einige Referate stehen zum weiteren Studium des Themas offen.

Elisabeth Cook