Seit dem Jahr1994, das die Vereinten Nationen zum „Internationalen Jahr der Familie“ ausgerufen haben, wird der 15. Mai als „Internationaler Tag der Familie“ als einer der UN-Feiertage weltweit gefeiert. Die „Familienföderation für Weltfrieden“, in Kooperation mit der „Föderation für Weltfrieden“ (UPF) und der „Frauenföderation für Weltfrieden“ unterstützt die Bestrebungen der UN durch Konferenzen und Tagungen zum Thema „Familie“.
Folgendes Referat wurde von Mag. Elisabeth Cook zum „Internationalen Tag der Familie“ gehalten.

Die Familie als primärer Ort der Sozialisation

In allen großen Kulturen wird die entscheidende Rolle der Familie für die soziale Integration ihrer Mitglieder, für die Solidarität unter den Generationen und für eine gesunde Gesellschaft erkannt. Warum bietet die Familie den geeignetsten Rahmen zur Realisation dieser Werte?

Das ist das Thema dieses Referats.

Der Ausgangspunkt des Lebens eines neuen Erdenbürgers ist Liebe: die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau. Wenn sie Kindern das Leben schenken, entstehen neue Beziehungsebenen, die im Weiteren als Modell für alle späteren Beziehungen im Leben eines Menschen dienen. Genauso wie man eine Sprache am besten lernt, wenn man in sie eintaucht, schafft die ständige Bestätigung, geliebt zu werden, die günstigste Umgebung für die menschliche Entwicklung. Das kann im Rahmen der Familie am besten gewährleistet werden.

Die Familie bezeichnen wir deshalb als die Schule der Liebe, die beiden Aspekten, dem persönlichen und dem öffentlichen, gerecht wird. Sie schafft sozialen Zusammenhalt und Solidarität unter den Generationen. Die Liebe, die wir zu Hause erleben, ermöglicht es uns, unsere Rolle in der Gesellschaft zu finden und zu erfüllen. Das ist das wertvollste Erbe, das wir an unsere Kinder weitergeben können. Im typischen Lauf eines Lebens wächst das Kind bei seinen Eltern und unter Geschwistern auf, heiratet im Erwachsenenalter und wird selbst zu Eltern. Jede neue Rolle öffnet einen neuen Bereich des Erlebens, Fühlens und des Reifens. Wir sehen, dass die menschlichen Beziehungen sich auf natürliche Weise in vier Richtungen entwickeln:

Liebe zu den Eltern, Liebe unter Geschwistern, Liebe zwischen den Ehepartnern und die Liebe zu den eigenen Kindern.

Alle Formen der Beziehungen außerhalb der Familie, in der Gesellschaft, entsprechen einem dieser Muster.

Der Bereich der kindlichen Liebe:

Die Geburt eines Kindes macht gleichzeitig aus einem Mann und einer Frau „Vater“ und „Mutter“, es ist also auch der Beginn der Elternliebe. Durch die Fürsorge der Eltern erlebt das Kind Geborgenheit und Sicherheit und gewinnt die Überzeugung, dass die Menschen, die es umsorgen,  gut sind. Diese positive Grundsituation graviert sich tief in das Herz des Kindes ein und prägt sein ganzes weiteres Leben.

Dieses Erleben von stabiler Fürsorge und Liebe ermöglicht die Entwicklung der Liebesfähigkeit im Kind, schon von einem frühen Alter an. Die Worte, die das Kind von den Eltern am öftesten hört, werden zur inneren Stimme des Kindes.

Menschen, die eine solche Elternliebe bekommen haben, sind, wenn sie in die Gesellschaft hinausgehen, fähig, andere Menschen als ihre Lehrer, Vorgesetzte, Instruktoren etc anzunehmen ohne die Furcht, von ihnen unterdrückt zu werden.

Für kleine Kinder stehen die Eltern anstelle Gottes: sie können alles und sie sind die Besten. Tatsächlich haben die Eltern die Aufgabe, das Gute, Wahre und Schöne an die Kinder weiterzugeben. Die Eltern-Kind Beziehung kann dem Menschen weit über die Kindheit hinaus Halt und Inspiration geben. Sie prägt auch wesentlich die Beziehung zu Gott, unseren ewigen Eltern. Im Idealfall werden Kinder die Beziehung zu ihren Eltern bis zu deren Tod aufrecht erhalten und pflegen.

Der Bereich der geschwisterlichen Liebe:

Das Vorhandensein von Geschwistern ermöglicht den Kindern zu lernen, sich mit unterschiedlichen Charakteren zurechtzufinden, sich durchzusetzen, aber auch für andere da zu sein, für sie zu sorgen: die älteren Geschwister lernen, den Jüngeren gegenüber die Elternrolle einzunehmen. Die geschwisterliche Beziehung wird in der Gesellschaft auf Menschen ähnlichen Alters übertragen. Freunde können eine unerschöpfliche Quelle  der emotinalen, kognitiven und sozialen Stimulation und des sozialen Lernens sein. Adererseits ist die Gefahr gegeben, durch den Druck der Gruppe (peer pressure) ein anderes Verhalten anzunehmen als das von der Familie.

Der Bereich der ehelichen Liebe

Die Charakteristiken von männlich und weiblich werden in der Familienföderation als Gottes Eigenschaften erkannt. Deshalb reflektiert die Einheit von Mann und Frau die Natur Gottes. Mann und Frau sind in der Vereinigungstheologie der phsische Ausdruck Gottes, der Körper Gottes, vorausgesetzt, dass sie Herzensreife besitzen und in ihrem Geist mit Gott verbunden sind.

Die eheliche Liebe beinhaltet auch alle anderen Arten von Liebe, das heißt, Kindes,- Geschwister und Elternliebe: Der Ehepartner kann als bester Freund, beste Freundin erlebt werden, oder in Zeiten von Krisen als Vater oder Mutter. Diese Freiheit in der Beziehung gibt der ehelichen Gemeinschaft zusätzliche Tiefe und Bedeutung und bewahrt sie vor einseitigen Erwartungen.

Außer der sexuellen Liebe sind Treue, Übernehmen von Verantwortung, Verlässlichkeit und Opferbereitschaft wichtige Komponenten einer erfüllten Partnerschaft. Auch die Ausrichtung auf ein Ziel, das höher als die eigene Familie ist, gibt der ehelichen Partnerschaft einen tieferen Sinn und Halt.

Durch das gemeinsame Leben, durch die Erfahrungen, die die Ehepartner zusammen machen, vertieft sich ihe Beziehung ständig, sodass sie unzertrennlich und durch nichts ersetzbar wird. Die Mitglieder einer Familie durchlaufen viele Veränderungen gemeinsam: Kinder werden geboren, wachsen auf, gründen selbst Familien. Ältere Mitglieder verlassen uns und gehen uns den Weg voran in die ewige, geistige Welt. Es gibt Zeiten des Gücks und der Freude, und Zeiten der Prüfungen. Die Weisheit und Reife, die ein Ehepaar im Laufe ihres gemeinsamen Lebens erwirbt, macht sie zu wertvollen Mentoren (Ratgebern, Betreuern) für die jüngeren Mitglieder ihrer Familie, aber auch für jeden, der ihnen nahe steht.

Die Elternliebe

Die Qualität der Beziehung zwischen Mann und Frau bestimmt nicht nur das Glück der beiden, sondern auch die Beziehung zu ihren Kindern. Das wertvollste Geschenk, das die Eltern ihren Kindern geben können, ist ihre bedingungslose Liebe. Um sie praktizieren zu können, muss die Fähigkeit zur Opferbereitschaft, Großzügigkeit, Geduld und Vergebung im Charakter der Eltern vorhanden sein.

Die Rollen, die wir in der Familie spielen –Kind, Bruder/Schwester, Ehepartner, Vater, Mutter- sind die fundamentalen Rollen, die man im Leben überhaupt annehmen kann, denn sie wiederholen sich in allen Beziehungen, Rollen, Aufgaben, die man später in der Gesellschaft einnimmt: wir können gar nicht anders als die Beziehungsmuster, die sich in unserer Familie geformt haben, in den Beziehungen außerhalb der Familie anzwenden:

Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern spiegelt sich in allen Beziehungen von Vorgesetzten – Angestellten, Lehrer- Schüler, Ältere – Jüngere wider.

Die Beziehungen unter Geschwistern sind das Rollenmodell für Freundschaften zwischen Gleichaltrigen, Kollegen, Nachbarn und Personen derselben Generation.

Die eheliche Beziehung, die nicht mit anderen Partnern geteilt werden kann, macht es  möglich, dass der Mann einen Zugang findet zur Femininität und die Frau zur Maskulinität generell.

Auch die Familie als Einheit hat das Potenzial, gleich wie ein Individuum, über die eigenen Grenzen hinauszugehen und sich in die nächsthöhere Ebene, die Gesellschaft und die Nation zu investieren. Wenn sich Familien für das Gedeihen, für die gute Entwicklung der Gesellschaft interessieren und dafür arbeiten, wird die Gesellschaft wiederum einen natürlichen Schutz für die Familien schaffen. Dasselbe gilt für die Beziehung zwischen Organisationen und der Regierung, sowie zwischen Nationen und der Welt.

Die Familienföderation ist bekannt für viele internationale und interkulturelle Eheschließungen. Dadurch werden lebendige Brücken zwischen Nationen und Kulturen errichtet, und die Kinder können die besten Errungenschaften beider Kulturen in sich vereinen.

In einer Zivilgesellschaft unterstützen der individuelle und der kollektive Zweck einander. Eine Überbetonung auf einer Seite kann verheerene Folgen haben. Auch in der Paarbeziehung kann man sehen, dass die meisten Probleme daher kommen, dass ein oder beide Partner die individuellen Bedürfnisse über alles andere stellen. Nur auf sich selbst bezogene Individuen sind wie Krebszellen, die die produktive Energie anderen nutzen und aufbrauchen. Wenn ihre Zahl in einer Gesellschaft groß genug wird, können sie den Zusammenbruch genau der Gesellschaft, die sie ausnutzen, herbeiführen. Gleicherweise kann aber eine Überbetonung des höheren Zwecks zu Unterdrückung und zum Verlust der individuellen Freiheit führen.

Das oben beschriebene Beziehungsgeflecht ist ein Aufzeigen der Möglichkeiten, die darin verborgen liegen. In den großen Kulturen und Religionen wurde und wird die zentrale Stellung der Familie betont.

Auf das jüdisch-christliche Erbe zurückgreifend, wird in der Vereinigunstheologie ein bisher wenig beachteter Aspekt der familiären Beziehungen ausführlich behandelt, nämlich, dass es nur zu Verbesserungen im familiären und sozialen Bereich kommt, wenn eine Kooperation zwischen den Generationen nach einem bestimmten Muster  stattfindet. Dazu werden im Alten Testament Protoypen von Familien aufgeführt:

Die este Beschreibung einer Familie  finden wir bei Adam und Eva und ihren Kindern Kain und Abel, wo es durch den Sündenfall zur Trennung zwischen Gott und Mensch und in Folge zur Entfremdung zwischen Eltern und Kindern kommt. Nur so ist der Brudermord Kains an Abel am Anfang der biblisch dokumentierten Geschichte zu erklären.

Die nächste Familienkonstellation im Alten Testament ist in der Geschichte Noahs aufgezeichnet: Durch das fehlende Vertrauen der Söhne in ihren Vater wird zukünftiges Unheil angekündigt.

Um Vertrauen und Glauben geht es auch in einer späteren Familie, der Familie Abrahams. Abrahams Sohn Isaak überwindet die Kluft zwischen der Eltern-und Kindergeneration, indem er unerschütterliches Vertauen in seinen Vater beweist. Später, in Isaaks eigener Familie, sehen wir, dass eine ähnliche Einheit zwischen Mutter und Sohn – Rebekka und Jakob – zustande kommt. Der Segen Gottes bleibt nicht aus: Die Söhne Jakobs werden zum Ausgangspunkt des auserwählten Volkes. Jahwe, der Gott Israels, wird „der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ genannt. Das bedeutet, dass wir durch das Studium dieser Familien einen Schlüssel zu familiären Konfliktlösungen finden können.

Wie können wir das Vertrauen zwischen den Generationen stärken?

Eltern, die für ihre Kinder in jedem Aspekt ihres Lebens sorgen, werden zu den Mentoren ihrer erwachsenen Kinder,  die selbst bereits Eltern geworden sind. Es erfordert ein Verstehen der Eltern um ihre eigenen Aufgaben und um ein Gesamtkonzept der Rolle der Generationen. Charakterliche Intergrität der Eltern ist Voraussetzung für das Gelingen guter Beziehungen zwischen Eltern-und Kindergeneration.

Von Seiten der jungen Generation wird Ähnliches gefordert: die Fähigkeit, von der Eltern zu lernen und zu übernehmen. Aber auch die Fähigkeit, Neues zu erforschen und aufzubauen.

Damit die „Stapelübergabe“, das Übernehmen von Verantwortung gelingt, ist es unerlässlich, dass sich sowohl Eltern als auch Kinder der zentralen Bedeutung der familiären Strukturen bewusst sind.

In unserer heutigen Gesellschaft sehen wir  jedoch seit dem Ende der 1960-er Jahre gegenteilige Trends: die „freie“ Liebe wird in allen Bereichen der Kultur als erstrebenswert dargestellt im Gegensatz zur „gebundenen“ ehelichen Beziehung. Unterstützt wurde und wird diese Entwicklung durch die Politik, die  auch die Leitlinien für den Unterricht der heranwachsenden Jugendlichen vorgibt. Broschüren wie „Liebe, Sex und so“, sowie „Ganz schön intim“, die in Österreich als Lehrmaterial angeboten werden, versuchen  die Rolle der Eltern auszuschalten. Außerdem wird ein unverantwortliches Sexualverhalten suggeriert.

Das Resultat dieses gesellschaftlichen Wandels liegt auf der Hand: das Misstrauen zwischen Mann und Frau ist größer geworden, was sich in der steigenden Zahl der Scheidungen niederschlägt. Viele Paare entschließen sich nicht einmal zu einer verbindlichen Beziehung, und die Zahl der Singles nimmt zu. Den Jugendlichen wird vermittelt, dass es höchst erstrebensert sei, sich von den Eltern zu lösen und sich „abzugrenzen“. Junge Paare leben kaum mehr mit einem Elternteil zusammen.

Die Familie ist praktisch in die Defensive geraten und zu einem großen Prozentsatz in ihre Einzelteile zerfallen. Um diese schmerzvolle Realität erträglicher zu machen, oder um sie zu verschleiern, beschreibt man das Resultat der Familienzerstörung so, als ob es natürlich und gut wäre. Aber wenn wir uns ehrlich fragen, was ein Mann und  eine Frau fühlen, deren Traum vom gemeinsamen Leben in der Scheidung endet, können wir wohl kaum verleugnen, dass sie mit Schmerz, Enttäuschung und Verbitterung zu kämpfen haben.  Die Kinder, die die Trennung ihrer Eltern beobachten, reagieren unbewusst mit Selbstvorwürfen darauf, was zu großer seelischer Verunsicherung führen kann.

Die Vernachlässigung der familiären Bindungen hat noch weitreichendere Folgen: Eltern und Großeltern, die den Kontakt zu ihren Kindern oder Enkeln beinahe verloren haben, werden immer innere Sorge und Unruhe spüren. Andererseits ist es für junge Familien, die nicht auf die Unterstützung ihrer Eltern oder Großeltern bauen können, ein schwieriger Balanceakt, Kindererziehung, Beruf und finazielle Herausforderungen zu bewältigen.

Zusammenfassend können wir feststellen, dass das Fehlen familiärer Bindungen menschliches Leid verursacht, das wiederum psychische und physische Krankheiten hervorruft. Die größte dieser Krankheiten ist die Einsamkeit und Enttäuschung und das Gefühl, am wirklichen Leben vorbeigelebt zu haben.

Deshalb muss es heute unsere vorrangige Aufgabe sein, die natürlichen familiären Strukturen mit echtem Inhalt -mit wahrer Liebe-  zu füllen und die gegebenen Positionen von Ehemann und Ehefrau, Vater und Mutter nicht voreilig aufzugeben. Nur wenn wir diese Beziehungen der Liebe als wertvoll erachten, werden wir sie beschützen. Das Resultat stabiler Beziehungen ist ein glückliches Leben.

In den Worten des Gründers  der Familienföderation ausgedrückt:

„Glück entsteht im Laufe eines Zeitabschnitts, in dem wir versuchen, ein hohes Ziel oder Ideal zu erreichen.“ (S.M. Moon)

Das sind die Ziele der Familienföderation. In Hinblick auf die Zukunft sehen wir in der Aufwertung und Stärkung der Familie die einzige Alternative zur qualitativen Verbesserung der Gesellschaft, denn die in ihre Einzelteile zerfallene Familie verliert auch ihre Kraft und produziert vor allem immer weniger Nachwuchs.

Zusammenfassung des Referats:

  • Die Familie mit ihren natürlichen Beziehungs-Strukturen von Mann-Frau, Kind-Eltern, Bruder-Schwester,  Eltern-Kind ist der ideale Platz, um soziale Kompetenz und Solidarität unter den Generationen zu lernen und zu praktizieren.
  • Ungenügendes Verständnis um die Bedeutung der Rolle der Familie und  charakterliche Schwächen der Mitglieder haben die Familie fast bis zur Auflösung in ihre Einzelteile gebracht.
  •  Das Verständnis um das große Potenzial der Familienstrukturen und ihrer gesellschaftbildenden Rolle muss ins öffentliche Bewusstsein gebracht werden. Dieses Potenzial kann sich dann entfalten, wenn eine fundamentale Charakterverbesserung aller Beteiligten stattfindet.
  • Anzeichen zu einer neuen Solidarität unter Familienmitgliedern und unter frei gewählten Mitgliedern einer Gemeinschaft sind bereits sichtbar.

Danke für die Aufmerksamkeit!