Ein Bericht

In kurzen Statements legten Vertreter verschiedener Religionen ihre Sichtweise zum Thema Frieden dar.

k640_p1030598-kopieDer MC Walter Waldhäusl sprach über den Hintergrund dieses 1981 von der UNO beschlossenen Gedenktages. Die „Nachhaltige Entwicklungsziele: Bausteine des Friedens“ ist das Thema in diesem Jahr mit dem Ziel Armut, Hunger, Wasserknappheit, Krankheiten u.a. bis 2030 zu beseitigen, den Planeten zu schützen und Wohlstand für alle sicherzustellen.

An diesem Abend sollte aber besonders über die inneren Voraussetzungen für Frieden gesprochen werden. Wie die Wissenschaft viele der materiellen Probleme lösen kann, ist Religion prädestiniert, den Menschen zu unterstützen, um Gerechtigkeit, Respekt, gedeihliches Miteinander u.a. zu realisieren.

Mag. Hugo Klingler von der Österr. buddhistischen  Religionsgesellschaft betonte, dass die Hoffnung auf  Friede zwar ein Urwunsch aller Menschen seit Anbeginn der Geschichte sei, aber wir bis heute weit von diesem Ideal entfernt sind.

Nur wenn jeder einzelne die Gifte des Geistes wie Hass, Gier oder die illusorische Sicht der Welt überwinden kann, wird Friede möglich. Durch den Weg der Praxis müssen wir zu unserem göttlichen Kern finden. Wir können Hass zu Liebe umwandeln, Gier in Großzügigkeit, Illusion in Wahrheit.
Erst wenn ich Friede bin, wird Friede möglich. Friede ist nicht außen, sondern zuerst in uns.

Mag. Klingler zitierte den Dalai Lama: „Liebe und Mitgefühl ist Grundlage für Weltfrieden“.
Weiters: „Um den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden, müssen wir Menschen ein tieferes Empfinden von universeller Verantwortlichkeit entwickeln. Jeder von uns muss lernen, nicht nur für sich selbst, seine Familie oder sein Land zu arbeiten, sondern für das Wohlergehen der gesamten Menschheit. Universelle Verantwortlichkeit ist der eigentlich Schlüssel für das Überleben der Menschen. Sie ist die sicherste Grundlage für den Weltfrieden. Ob wir das nun mögen oder nicht. Wir sind auf dieser Erde geboren und wir sind eine Familie.“

Pfr. Dahnelt, Professor für evangelische Religions­pädagogik ortet eine immer größere Unruhe und Sorge – insbesondere bei Kindern – was die Situation in der heutigen Welt betrifft.

Das Thema Friede sei in der Bibel sehr zentral. Friede wird dort nicht nur als Abwesenheit von Krieg gesehen, sondern sei stets verbunden mit der Frage der Gerech­tigkeit und der Ablehnung von Gewalt. Es geht dabei um den äußeren Frieden zwischen Menschen und den inneren Frieden in jedem Einzelnen.

Um Frieden zu haben müssen wir darauf schauen, was den Menschen gemeinsam ist und darauf Antworten finden. Der Absolutheitsanspruch der Religionen ist dann ein Problem für ein friedliches Miteinander, wenn die Freiheit gegenüber dem Anderen und der eigenen Reaktion abhanden kommt. Religion, Theologie und Kirche sollten im öffentlichen Raum geschehen, damit Religion nicht abgedrängt, marginalisiert und agressiv wird.

Özgur Erdogan – Gemeindevorsteher der Alevitischen Glaubensgemeinschaft in Tirol erklärte kurz die Entste­hungsgeschichte der Aleviten. Die Aleviten seien westlich orientiert und betonen die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Gottesdienste können erst beginnen, wenn die Gemeinde versöhnt ist.

Missbrauch von Religion ist oft Ursache für Unfriede wie am Beispiel des IS zu sehen ist. Religion wird dann ein Teil es Problems, sollte aber immer ein Teil der Lösung sein. Religion müsse sich immer neu interpretieren,  weshalb der  Koran für Aleviten als religiöse Schrift aber nicht als absolutes Gesetzbuch gilt. Diese Sichtweise sei auch der Hauptunterschied zum sunnitischen Islam.

Im Koran steht: ich verlange keinen Lohn von Euch, aber liebt einander.

Um Frieden zu implementieren brauchen wir Verständnis, Aufklärung, Akzeptanz und Toleranz. Friede beginnt  mit uns selbst, setzt sich in der Familie fort und strahlt dann nach außen. Herr Erdogan erzählte noch von einem Gefängnis in Anatolien, das geschlossen wurde, weil die dort lebenden Aleviten in der Lage waren, ihre Streitigkeiten einvernehmlich im Sinne ihrer religiösen Tradition beizulegen.

Max Valtingojer von der Neuapostolische Kirche entbot allen Anwe­senden einen Friedensgruß. Schon in der Bibel wird hervor­gehoben, dass auf Friedensstifter eine besondere Belohnung wartet und Christus uns aufruft, nach dem Frieden gegen Jedermann zu streben. Andererseits zeige das Gleichnis vom Sämann, dass es aufgrund verschiedener Ein­flüsse schwierig sei, am Frieden festzuhalten.

Durch zwei Anekdoten und einer sehr persönlichen Erfahrung als Kind in einer Großfamilie machte Herr Valtingojer deutlich, dass es entscheidend ist, dass jeder Einzelne sich neue Sichtweisen aneignet, um Konflikte zu lösen.

Der Friede beginnt nämlich in uns, wir sollen ihn weitergeben wie einen Samen, der ungeahnte Frucht bringen kann.

Gerhard Egger von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage belegte durch Zitate aus den heiligen Schriften seiner Gemeinschaft, dass Friede ein zentrales Thema jeder religiösen Botschaft ist.

Ob im Alten oder Neuen Testament oder im Buch Mormon – der Mensch wird aufgerufen den Frieden zu leben und den Frieden zu verkündigen.

Gerhard Egger zitiert aus dem Buch Mormon: „Gesegnet sind alle Friedensstifter, sie werden Kinder Gottes werden, weil bei Gott Friede vorherrscht.“
Christus ist Urheber des Friedens, Hinwendung zu Christus bringt Vergebung und damit einen Frieden des Gewissens. Indianische Stämme, die diese Erfahrung machten, erlebten eine  200-jährige Periode des Friedens. Gerhard Egger stellte das bekannte Zitat aus Jesaja an den Schluss seines Vortrages, wo es heißt, dass die Menschen Pflugscharen aus ihren Schwertern schmieden und Winzermesser aus ihren Lanzen.

Wir können aus dieser Prophezeiung die Gewissheit ableiten, dass diese Zeit des Friedens kommen wird.

k640_p1030659-kopieBernhard Reimeir  von der Familienföderation sieht ein problematisches Verständnis von Religion und dem Wahrheitsbegriff als eine der Ursachen für die unheil­volle Rolle, die Religionen in der Geschichte sehr oft gespielt haben.

Für die Vereinigungsbewegung haben Religion und religiöse Gemeinschaften keinen absoluten und endgültigen Zweck. Sie sind Hilfsmittel, eine Art Medizin um uns Menschen eine Verbindung zum Heiligen, zum Göttlichen zu ermöglichen und damit das Heilige und Göttliche in uns zu erwecken.

Religionen sind  keine natürlichen und damit auch keine ewigen Institutionen, sondern  eine Einrich­tung auf Zeit mit einer bestimmten Aufgabe. Erkenntnis von Wahrheit  ist ein dynamischer Prozess, der kein Ende kennt.

Gott spricht zu den Menschen, in der Bibel, im Koran, in den Veden… Aber  die Art und Weise dieses Sprechens richtet sich nach der Fähigkeit der Menschen, Wahrheit aufzunehmen, nach ihren Lebens­umständen, ihrem intellektuellen und herzensmäßigen Niveau.

Religionen sind gute Diener aber schlechte Herren. Wenn sie uns dienen, indem sie uns zu besseren, weiseren Menschen machen, werden Religionen eine treibende Kraft bei der Lösung von Konflikten spielen.
k640_p1030677-kopieZeremonie der Einheit
Die anwesenden Vertreter der Religionen nahmen teil an der anschließenden Zeremonie, die die Einheit und das Ver­schmel­zen der unterschiedlichen doch ergänzende Standpunkte zu einem harmonischen Ganzen symbolisiert.
Mit dem gegenseitigen Friedens­­gruß zwischen den Referenten und allen Anwesenden wurde der offizielle Teil des Abends beendet. Bei Erfrischungen und kleinem Buffet wurde dann noch angeregt diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht.