Hohe Wellen hat die Sexualaufklärung durch einen Sozialarbeiter an einer Jenbacher Mittelschule geschlagen.

Mitarbeiter des Tiroler Schulsozialdienstes können von Schulen angefordert werden, um mit Schülern Fragen zur Sexualität zu diskutieren. Im Rahmen einer solchen Infoveranstaltung mit 10- 12-jährigen wurde an der Jenbacher Mittelschule mithilfe eines Fragenkatalogs über Sexualität gesprochen.

Die Formulierung einiger Fragen schockierten eine Mutter dermaßen, dass Sie sogar die Polizei einschaltete. Auch von Seiten der Politik und von Sexualtherapeuten gab es kritische Anmerkungen zu den Vorgängen in Jenbach.

Was ist da passiert in Jenbach?

Hat da ein übereifriger Spät-68-er Antworten und Anregungen gegeben, nach denen noch gar nicht gefragt wurde? Hat er das auf eine Art und Weise getan, die am Expertenstatus dieses Herrn/dieser Institution zweifeln lassen?

Offensichtlich – und das geht auch aus einer Nachbetrachtung dieses Vorfalls in der Tiroler Tageszeitung hervor  – ist es ihm nicht ganz gelungen, sehr sensibel und respektvoll mit diesem  lebensbeherrschenden Thema umzugehen. Einem Thema dass in der Geschichte ein sehr wechselvolles Schicksal hatte: Tabuisierung, Verteufelung, Enttabuisierung, Wirtschaftsfaktor… Es scheint, dass wir auch heute wieder herausgefordert sind,  einen neuen Zugang, eine neue Sichtweise zu finden und zu formulieren.

Sexualität ist kein notwendiges Übel – gerade die katholische Kirche hat da sehr lange gebraucht, um  kolossale Irrtümer auszuräumen – sondern die Gott- oder naturgegebene Möglichkeit des Menschen, Intimität, Ganzheit , Freude und auch Lust in der Begegnung von Mann und Frau zu erfahren.

Sexualität als Ware

Aber wie mit allem Wertvollen ist es auch mit  der Sexualität: man verschleudert es nicht, geht verantwortungsbewusst und reflektierend damit um und schöpft damit das Potential dieses Lebensbereichs aus.  Wenn Sexualität wie eine Ware gesehen wird, die getrennt von Verantwortlichkeit und einem Verständnis um Konsequenzen konsumiert wird, öffnen wir einer fatalen Entwicklung Tür und Tor, der wir durch beste Absichten und Methoden in der Sexualerziehung nur schwer begegnen können.

Sexualität mit flapsiger und/oder ordinärer Sprache zu belegen und dazu noch Randthemen in den Mittelpunkt zu rücken, mag wohl zum Sendungsbewusstsein gewisser Kreise gehören. Dieser Vorwurf scheint in der Causa Jenbach nicht ganz unberechtigt. Der Sache, Jugendliche auf eine positive Art mit diesen Fragen vertraut zu machen, dient es jedenfalls

Mitspracherecht der Eltern?

Darüber hinaus sollte auch bedacht werden, dass die Schulklassen heutzutage sehr heterogen sind. Es finden sich dort Schüler/Schülerinnen aus unterschiedlichen Kulturen mit verschiedener religiöser Sozialisation.  Eine gewisse Art der Darstellung von Sexualität kann also durchaus von vielen Eltern und Kindern als beleidigend und verstörend empfunden werden. Diese Art der Integration wollen wir nun doch niemandem abverlangen. Bitte mehr Sensibilität von Seiten der Schulverantwortlichen und Lehrer.

Gerade im Zeitalter von #MeToo und einem  immer stärker werdenden Bewusstsein um Kindesmissbrauch und sexueller Ausbeutung muss dieses Thema immer in einen Zusammenhang mit dem Wert, der Würde und dem Selbstbestimmungsrecht des Menschen gesetzt werden.

Ob sich die Verantwortlichen für die Situation in Jenbach dessen bewusst waren, lässt sich wohl mit Recht bezweifeln. Er verstehe die Aufregung nicht meinte der zuständige Herr – es gibt aber zu viele, die sie schon verstehen. Also bitte nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.