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Ostern steht vor der Tür. Lesen Sie Gedanken zur Kreuzigung Jesu, wie sie im Brief des Theologen und ehemaligen Benediktiners Heinz Krcek an seinen Freund ausgedrückt sind:

Mein lieber Freund Johannes,

zunächst einmal möchte ich mich ganz herzlich für das Gespräch mit dir bedanken. Es tut gut, alte und gemeinsame Erinnerungen aufzufrischen und gleichzeitig den Blick in die Zukunft zu richten.

Deine Bemerkung, dass die Waldenser in ihren Gebetsräumen kein Kreuz und keinen Altar haben, und deine Frage, ob bei uns ein Kruzifix hänge, lässt mich vermuten, dass  Du mehr über unsere Sicht zu Jesus Christus wissen möchtest.

Nach wie vor ist Jesus in unseren Augen der Messias, den Gott erwählt hat, um uns Menschen zu erlösen und dann gemeinsam mit uns das Reich Gottes zu errichten.

Der Hl. Paulus schreibt in 1 Kor 2,7f: Vielmehr verkündigen wir das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung. Keiner der Machthaber dieser Welt hat sie erkannt; denn hätten sie die Weisheit Gottes erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.

Was wäre dann gewesen? Wäre die Auferstehung samt Erlösung ausgeblieben? Hätte dann nicht Jesus geheiratet? Wären er als Bräutigam und seine Braut nicht Eltern, wahre Eltern geworden? Hätte er der Welt nicht dadurch vorleben können, wie man mit Kindern umgeht, Wirtschaft und Politik betreibt? Wären dann nicht der Zölibat und andere bußfertige Lebensformen obsolet gewesen?

Das Kreuz, die Kreuzigung, ja der gesamte Leidensweg Jesu lag nicht in Gottes Absicht. Als Messias, als zweiter (bis dahin letzter) Adam wollte und sollte Jesus genau das in Angriff nehmen und erfüllen, was Adam und Eva nicht verwirklichten: Seid fruchtbar und vermehrt euch und erfüllt die Erde und macht sie euch untertan.

Doch statt Anerkennung und Akzeptanz erntete Jesus Ablehnung. Und dies in einem Ausmaß, dass ab einem gewissen Punkt der Leidensweg und die Kreuzigung unausweichlich schienen. Romano Guardini sagt von dieser Kreuzigung, sie wäre der zweite Sündenfall der Menschheit gewesen. Denn das Reich Gottes, nach den Worten Jesu der Jünger vorrangigste Sorge, das sich wie im Himmel so auf Erden verwirklichen sollte, wurde fürs Erste verhindert. Doch Jesus musste den Weg gehen, den er ging, weil er wusste, was Gott von ihm wollte, nämlich die Welt und die gesamte Menschheit zu retten, indem er sie über alle Anfeindung hinaus liebte. Daher ist es naheliegend, dass jeder, der Jesus liebt, auch Gottes Willen tun sollte, nämlich die Menschen der Welt zu lieben und sie zu erlösen.

Wieso war und ist es möglich, dass so viele Menschen an Jesus glauben, sich mit ihm verbunden fühlen? Weil Jesus alle Menschen liebt – bedingungslos, selbstlos. Ja selbst am Kreuz hat er Gott für seine Henker um Verzeihung gebeten. Jesus hat sich nicht über seine Jünger beschwert, von denen kein einziger zur Stelle war, als es darum ging, ihm das Kreuz tragen zu helfen. Ein Jude aus Libyen (Simon von Zyrene) war laut NT der einzige, der Hand anlegte. Diese bedingungslose Liebe Jesu hat uns geistige Erlösung gebracht.

In diesem Zusammenhang sagt Rev. Mun: Der größte Irrtum besteht darin, wenn Leute denken, dass sie an Gott und Jesus „einfach glauben“ brauchen und nur deshalb immer mehr Segen von Gott empfangen werden. Solche Menschen meinen, dass sie alles haben können, was sie wollen, ohne etwas im Gegenzug dafür zu tun. Diese Haltung ähnelt der eines Diebes, der einfach Dinge nimmt ohne dafür zu arbeiten. Glaubte Jesus auf diese Weise an Gott? Glaubte er, dass er alle Macht habe, nur weil Gott ihn als Seinen eingeborenen Sohn sandte? War er der Meinung, dass alles, was er zu tun hatte, der Glaube an Gott war und er lediglich diesen Glauben kundtun musste?

Insofern leuchtet mir ein, dass das Kreuz, das Kruzifix kein Symbol der vollständigen Erlösung darstellt, die Jesus bringen wollte. Wie gerne wollte er die Kinder Israels sammeln, wie eine Henne ihre Küken sammelt, aber sie haben nicht gewollt. Doch eines wird an der Kreuzigung deutlich: Ein Christ (ein alter Christus) setzt sich mit seinem ganzen Leben, mit allem, was er ist und hat, dafür ein, dass Gottes Wille, Sein Reich verwirklicht wird, Friede unter der Weltbevölkerung entsteht.

Vielleicht dachten und denken die Waldenser in diese Richtung, dass Jesus eine allumfassende (physische und geistige) Erlösung bringen wollte, daran aber durch die Kreuzigung gehindert wurde. Wenn wir kein Kreuz (aber sehr wohl ein Bild von Jesus) in unseren Versammlungsräumen aufhängen, dann wollen wir verhindern, dass Jesus nicht ständig an diese schmerzliche Zeit und Enttäuschung durch seine damaligen Volksgenossen erinnert wird. Wie wertvoll war doch Jesu Geduld angesichts des Widerstandes und des Betruges, und seine Liebe für den Nächsten bis hin zur Selbstaufgabe! Wenn wir diese beiden Elemente praktizieren, wird es Frieden, Liebe, und Glück geben und alle Ideale werden Wirklichkeit.

So wünsche ich Dir ein besinnliches und gnadenreiches Fest der Auferstehung, die uns neue Dimensionen unserer Gotteskindschaft eröffnet hat.

Mit herzlichen Grüßen in brüderlicher Verbundenheit

Heinz

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Zur Person:

Der in Wien aufgewachsene junge Mann Heinz Krcek trat nach 4 Semestern Studium der Elektrotechnik in ein Benediktinerkloster ein, studierte dann Theologie und wurde zum Priester geweiht. Anschließend war er als Erzieher und Leiter einer Internatsschule, als Pfarrer, Schriftleiter und Studentenseelsorger tätig. Durch die Mutter eines seiner Schüler lernte er die Vereinigungsbewegung kennen, deren Theologie er gründlich studierte.  Ein tiefes geistiges Erlebnis führt ihn schließlich aus dem Orden heraus und veranlasste ihn, eine Familie zu gründen und im Weiteren als Seelsorger und Leiter in der Vereinigungsbewegung tätig zu sein.

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Das von ihm herausgegebene Buch, „Wo bitte geht’s hier zum Paradies?“, 21 Reden und Predigten zu verschiedenen Anlässen, sieht er als Brückenschlag zu seinen “älteren Brüdern” in der katholischen Kirche im Allgemeinen und zu den Benediktinern im Besonderen.

Es ist im Kando Verlag (https://www.kando-verlag.de/) erschienen.

 

Heinz Krcek. Der in Wien aufgewachsene junge Mann trat nach 4 Semestern Studium der Elektrotechnik in ein Benediktinerkloster ein, studierte dann Theologie und wurde zum Priester geweiht. Anschließend war er als Erzieher und Leiter einer Internatsschule, als Pfarrer, Schriftleiter und Studentenseelsorger tätig. Durch die Mutter eines seiner Schüler lernte er die Vereinigungsbewegung kennen, deren Theologie er gründlich studierte.  Ein tiefes geistiges Erlebnis führt ihn schließlich aus dem Orden heraus und veranlasste ihn, eine Familie zu gründen und im Weiteren als Seelsorger und Leiter in der Vereinigungsbewegung tätig zu sein.

Sein Buch, 21 Reden und Predigten zu verschiedenen Anlässen, sieht er als Brückenschlag zu seinen “älteren Brüdern” in der katholischen Kirche im Allgemeinen und zu den Benediktinern im Besonderen.

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